6. Juli 2023: Gemeinschaftsschulen noch nicht gleichberechtigt – Gründungen unterstützen, nicht behindern!

Die Links­frak­tion fordert die Staat­sregierung auf, die Ein­führung der Schu­lart Gemein­schaftss­chule in Sach­sen seit 2020 zu bilanzieren und län­geres gemein­sames Ler­nen flächen­deck­end zu ermöglichen (Druck­sache 7/13709). Dazu erk­lärt die bil­dungspoli­tis­che Sprecherin Luise Neuhaus-Warten­berg:

„Drei Jahre ist es nun her, dass der Land­tag die Gemein­schaftss­chule als Schu­lart einge­führt hat. Der Schulge­set­zän­derung haben wir damals schw­eren Herzens zuges­timmt, weil sie deut­lich vom ursprünglichen Volk­santrag abwich, den wir unter­stützt hat­ten und der keine großen Hür­den für das län­gere gemein­same Ler­nen aufricht­en wollte. 50.000 Men­schen hat­ten eigentlich für etwas Anderes unter­schrieben. Der Volk­santrag sollte einen großen bil­dungspoli­tis­chen Fortschritt brin­gen, in der Prax­is ist bish­er aber kaum etwas daraus gefol­gt. Das hat­te ich befürchtet.

Die CDU-Frak­tion will die Gemein­schaftss­chulen nicht. Sie hat deren Grün­dung an Voraus­set­zun­gen geknüpft, die in der Prax­is schw­er zu erfüllen sind. Seit dem Inkraft­treten des Geset­zes im August 2020 wur­den in Sach­sen nur vier Gemein­schaftss­chulen und drei Ober­schulen+ gegrün­det. In Thürin­gen beste­ht die Gemein­schaftss­chule seit 2011/12, heute gibt es dort 75 solche Ein­rich­tun­gen. In Sach­sen-Anhalt ent­standen seit 2013/14 ins­ge­samt 47 Schulen, an denen die Kinder länger gemein­sam ler­nen. Beim aktuellen Tem­po wer­den es in Sach­sen in zehn Jahren 13, vielle­icht 14 Gemein­schaftss­chulen sein. Es kann also keine Rede davon sein, dass die Gemein­schaftss­chule im Freis­taat eine gle­ich­berechtigte Schu­lart wäre.

Vom Vere­in ‚Länger Gemein­sam Ler­nen – Gemein­schaftss­chule in Sach­sen‘ wis­sen wir, dass Schulleitun­gen lieber die Fin­ger von einem solchen Pro­jekt lassen wollen, weil das Lan­desamt für Schule und Bil­dung sie nicht unter­stützt. Stattdessen wird Panik gemacht, Lehrkräfte wür­den die Schule ver­lassen und noch mehr Unter­richt aus­fall­en. Ein solch­er Umgang ver­bi­etet sich. Die Ver­wal­tung muss stattdessen diese Schul­grün­dun­gen voran­brin­gen. Dazu soll­ten auch regionale Beratungsstellen ein­gerichtet wer­den. Es braucht eine grün­dungs­fre­undliche Ver­wal­tung­sprax­is, was per­son­elle, organ­isatorische und finanzielle Unter­stützung anlangt. Dazu gehören dif­feren­zierte Lernkonzepte für die Kinder sowie die Weit­er­bil­dung von Lehrkräften.

Gemein­schaftss­chulen helfen, die Prob­leme Unter­richt­saus­fall, Schu­la­b­brüche und Lehrkräfte­man­gel zu lösen. An ihnen wird jahrgangsüber­greifend, selb­st­bes­timmt und pro­jek­t­be­zo­gen gel­ernt. Gemein­schaftss­chulen fördern auch die soziale Gle­ich­heit: Dort kann jedes Kind bis zulet­zt jeden Abschluss erre­ichen, ohne aus­sortiert zu wer­den. Das Inter­esse ist groß: Die bei­den Gemein­schaftss­chulen in Dres­den müssen derzeit dutzende Kinder abweisen.“