15. Juni 2022 — Schulleitung gesucht – Berufsbild anerkennen und Qualifizierung verbessern!

Mit­tels der kür­zlich ges­tarteten Längss­chnittstudie „Schulleitungsmon­i­tor Deutsch­land“ wer­den Schullei­t­ende in regelmäßigem Abstand zu ihrer Arbeit befragt. Erste Ergeb­nisse zeigen: Jede fün­fte Schulleitung in Deutsch­land möchte ihren Job aufgeben, viele Stellen bleiben unbe­set­zt. Die Anforderun­gen an den Beruf sind stetig gewach­sen, die Qual­i­fizierung jedoch nicht. Die Pan­demie tat ihr Übriges dazu. Die Links­frak­tion im Land­tag schlägt nun ein Maß­nah­men­paket vor, mit dem die Staat­sregierung sowohl die Nach­wuchs­gewin­nung als auch die Arbeit der Schulleitun­gen erle­ichtern soll (Druck­sache 7/10047).

Dazu erk­lärt die bil­dungspoli­tis­che Sprecherin Luise Neuhaus-Warten­berg:

„Die ‚Bil­dungsna­tion Deutsch­land‘ hat über Jahre einen blind­en Fleck im Schul­sys­tem pro­duziert: Die Schulleitung gilt vie­len nur als Ver­mit­tlungs- und Kon­trol­linstanz des Kul­tus­min­is­teri­ums, die Schullei­t­erin oder der Schulleit­er als Führungsper­sön­lichkeit (oft) mit autoritären Zügen. Bei­des stimmt längst nicht mehr. Schulleitun­gen müssen immer neue Auf­gaben bewälti­gen, das Per­son­al und die Schule weit­er­en­twick­eln, eines oder mehrere Teams leit­en, soziale und fach­liche Kom­pe­tenz beherrschen. In der Pan­demie mussten sie sich zusät­zlich um Masken und Tests, dig­i­tale Hil­f­s­mit­tel, Luft­fil­ter, die Inter­netver­sorgung der Schule oder den Fer­nun­ter­richt küm­mern. Viele fühlten sich über­fordert und allein­ge­lassen.

Gemessen daran, was ange­hende Lehrkräfte im Studi­um über all diese Auf­gaben erfahren und wie wenig sie später unter­stützt wer­den, ist Nach­wuchs­man­gel sicher­lich kein Wun­der. Die Staat­sregierung muss drin­gend für mehr Unter­stützung sor­gen. Zwar bieten fast alle Bun­deslän­der mit­tler­weile verpflich­t­ende Qual­i­fizierun­gen für Schullei­t­ende an, doch dauern diese nur zwis­chen weni­gen Tagen bis max­i­mal wenige Wochen. Für die Leitung ein­er Schule der Zukun­ft wird das nicht reichen. Der mit der Schulleitung ver­bun­dene Arbeit­saufwand muss sich zudem in der Bezahlung wider­spiegeln. Vor allem aber muss Schulleitung als eigen­er Beruf anerkan­nt wer­den, wie in Nieder­sach­sen. Son­st wer­den sich langfristig nicht genug Lehrkräfte find­en, die diese Auf­gabe übernehmen. Außer­dem brauchen Schulleitun­gen mehr Möglichkeit­en zur Eigen­ver­ant­wortlichkeit, indem ihnen mehr Entschei­dungs­frei­heit zuge­s­tanden wird.“