23. März 2022 — Lehrkräftemangel endlich langfristig und mit Wertschätzung bekämpfen – Verbeamtung überwinden

Heute debat­tiert der Land­tag über den Antrag der Links­frak­tion „Aus­bil­dungs- und per­son­alpoli­tis­che Offen­sive gegen den Lehrkräfte­man­gel in Sach­sen jet­zt starten!“ (Druck­sache 7/9337). Dazu erk­lärt diebil­dungspoli­tis­che Sprecherin Luise Neuhaus-Warten­berg:

„Laut der 2. Region­al­isierten Schüler- und Absol­ven­ten­prog­nose wird es im Schul­jahr 2026/27 zehn Prozent mehr Schü­lerin­nen und Schüler geben als im Schul­jahr 2020/21. Der Lehrkräfte­man­gel bliebe also auch beste­hen, wenn alle frei­w­er­den­den Stellen nachbe­set­zt wer­den kön­nten. Zum aktuellen Schul­hal­b­jahr gelang allerd­ings ein Zehn­tel der geplanten 800 Neue­in­stel­lun­gen nicht. Diese Zahl mag klein wirken, aber sie ist in der Prax­is eine Katas­tro­phe und das seit Jahren.

Hinzu kom­men pan­demiebe­d­ingte Bil­dungsver­luste und die Auf­gabe, die ukrainis­chen Krieg­sopfer zu beschulen. Auch Inklu­sion, Dig­i­tal­isierung und Ganz­tags­beschu­lung erfordern Ressourcen. In den näch­sten zehn bis 15 Jahren wird etwa die Hälfte der Lehrkräfte in den Ruh­e­s­tand gehen. Das Prob­lem kön­nte also kaum größer sein und hat Schw­er­punk­te in Regio­nen und Schu­larten.

Säch­sis­che Per­son­alpoli­tik im Bil­dungs­bere­ich bedeutet bish­er: Löch­er stopfen. Der Not­stand ist das Ergeb­nis jahrzehn­te­langer Fehlpla­nung. Wir erleben deren Fort­set­zung, wenn die Staat­sregierung Prog­nosen von Absol­ven­ten und von benötigten Lehrkräften rech­ner­isch zusam­men­bringt und damit die entste­hende Lücke überdeck­en will. Sach­sen muss stattdessen in die aus­bil­dungs- und per­son­alpoli­tis­che Offen­sive gehen und ein Per­son­alen­twick­lungskonzept erstellen, das min­destens bis 2030 reicht. Die Lehramt­saus­bil­dung muss aus­geweit­et und nach Möglichkeit auch in die Regio­nen gebracht wer­den. Das Lan­desamt für Schule und Bil­dung muss mit den Bewer­berin­nen und Bewer­bern wertschätzend statt tech­nokratisch umge­hen. Der Freis­taat muss außer­dem Lehrkräften Arbeits­be­din­gun­gen in Aus­sicht stellen, die nicht Über­las­tung, son­dern Inno­va­tion und Frei­heit erwarten lassen. In dieser Hin­sicht müssen sind auch die Lehrpläne zu über­ar­beit­en.

Wir bleiben dabei, dass die Ver­beam­tung eben kein All­heilmit­tel ist – auch sie bringt nicht aus­re­ichend viel Nach­wuchs. Es wäre in der Tat bess­er, wenn alle Bun­deslän­der gemein­sam darauf verzicht­en wür­den. Aber das reicht nicht aus.“