20. Januar 2022 — Luise Neuhaus-Wartenberg: Kultusministerium bürdet Eltern unnötige Rennerei auf – sensible Lösungen statt Versetzungs-Hürden und fataler Kommunikation!

Die Leipziger Volk­szeitung berichtet heute über eine Vor­gabe aus dem Kul­tus­min­is­teri­um. Dem­nach sollen Viertk­lässler trotz Gym­nasialeig­nung nur eine Bil­dungsempfehlung für die Ober­schule erhal­ten, weil ihre Eltern von dem Aus­set­zen der Schulbe­such­spflicht Gebrauch gemacht und sie angesichts des gesund­heitlichen Risikos oder wegen der Sol­i­dar­ität anderen gegenüber nicht in die Schule geschickt haben.

Luise Neuhaus-Warten­berg, Sprecherin der Links­frak­tion für Bil­dungspoli­tik, erk­lärt:

„Das ist wirk­lich ärg­er­lich und deprim­ierend, beson­ders für die betrof­fe­nen Fam­i­lien – umso mehr, weil wir bere­its zu Jahres­be­ginn das Kul­tus­min­is­teri­um auf dieses Prob­lem ange­sprochen haben, als ein entsprechen­des Schreiben an die Schulleitun­gen pub­lik wurde. Uns wurde zuge­sagt, dass für all diese Fälle eine Lösung gefun­den wer­den würde. Und nun sehen wir das gle­iche Prob­lem wieder.

Bei den betrof­fe­nen Fam­i­lien han­delt es sich mehrheitlich um Men­schen, die sol­i­darisch waren, das Märchen vom ‚sicheren Ort Schule‘ nicht geglaubt und zu Hause ganz viel alleine gemacht haben. Es darf nicht sein, dass ihre Kinder nun für diese berechtigte Vor­sicht bezahlen müssen – schließlich bes­timmt die Schu­lart­wahl im ver­al­teten säch­sis­chen Schul­sys­tem oft­mals über den weit­eren Lebensweg. Die Bil­dungsempfehlung kann zwar durch die Eltern umgan­gen wer­den, aber wir wis­sen alle, welche bürokratis­chen Hür­den und vor allem wieviel Ren­nerei, Schreiberei und Gespräche das mit sich bringt. Das ist unnötig und deplatziert, ger­ade in der jet­zi­gen Krisen­si­t­u­a­tion. Wir soll­ten es den Lehrkräften gemein­sam mit den Fam­i­lien über­lassen, die Fähigkeit­en der Schulkinder zu beurteilen. In aller Regel wer­den sie wohlwol­lend und fak­ten­basiert entschei­den.

Sach­sen hinkt bei der Bil­dungs-Dig­i­tal­isierung hin­ter­her und krankt immer noch am Lehrkräfte­man­gel, den die CDU-geführten Regierun­gen verur­sacht haben. Hinzu kommt die niedrige Impfquote, wobei für die betrof­fe­nen jun­gen Men­schen unter 12 Jahren lange keine Imp­fung möglich war – um sie geht es bei der Bil­dungsempfehlung. Wer in dieser Sit­u­a­tion so unsen­si­bel kom­mu­niziert und entschei­det, muss sich nicht wun­dern, wenn die gesellschaftliche Stim­mung weit­er kippt. Wertes Kul­tus­min­is­teri­um, Sie müssen doch hof­fentlich aus den let­zten zwei Jahren gel­ernt haben. Zwei unnor­male Schul­jahre erfordern kreative, mutige und wohlwol­lende Lösun­gen. Mit auss­chließlich­er Leis­tung­sori­en­tierung aus einem ver­gan­genen Jahrhun­dert kom­men wir nicht weit­er. Die Staat­sregierung hat jet­zt die Chance, die Schul­welt etwas gerechter zu machen. Das bedeutet: den Einzelfall betra­cht­en, die Lehrpläne anpassen und den Fokus auf das Wesentliche set­zen!“