28. Januar 2022 — Die Staatsregierung darf die Schulen nicht alleinlassen – Lernrückstände untersuchen und ausgleichen!

Die Links­frak­tion fordert, pan­demiebe­d­ingte Lern­rück­stände und Lern­lück­en schnell­stens zu erfassen und Abhil­fe zu schaf­fen (Druck­sache 7/7118). Die bil­dungspoli­tis­che Sprecherin Luise Neuhaus-Warten­berg erk­lärt vor der heuti­gen Auss­chuss­sitzung zu diesem The­ma:

„Die Pan­demie stellt den Schu­lall­t­ag seit 2020 auf den Kopf: Schule zu, Schule auf, Coro­na-Erkrankun­gen von Schü­lerin­nen und Schülern, Quar­an­tänezeit­en, Präsen­zun­ter­richt, Hybridun­ter­richt, Fer­nun­ter­richt – mit gravieren­den Unter­schieden, was die Möglichkeit­en der Fam­i­lien, das Engage­ment der Lehrkräfte sowie den Lern­er­folg anbe­langt. In Sach­sen fiel der Präsen­zun­ter­richt fast ein halbes Jahr lang grund­sät­zlich und in jed­er Welle min­destens spo­radisch mal hier und mal da aus. Von Nor­mal­be­trieb reden wir seit Beginn der Pan­demie gar nicht. Das hat Fol­gen für die soziale und psy­chis­che Entwick­lung der Kinder und Jugendlichen, aber auch für ihren Lern­stand. Allerd­ings gibt es nach unser­er Ken­nt­nis in Sach­sen bish­er keine ver­lässlichen Dat­en oder gar wis­senschaftliche Erhe­bun­gen dazu. Diese sind unverzicht­bar, wenn wir entschei­dende Schritte in Rich­tung Chan­cen­gerechtigkeit gehen wollen.

Das Kul­tus­min­is­teri­um sollte schnell­stens und spätestens bis zum Ende des Schul­jahres eine solche Erhe­bung vor­legen. Der Leis­tungs­stand und die bish­er nur ver­muteten Lern­rück­stände müssen hin­sichtlich Alter­sko­hort­en, Klassen­stufen, Geschlecht, Fach­spez­i­fik, sozialer Herkun­ft und Zuwan­derung­sh­in­ter­grund ermit­telt wer­den. Welche Brüche sind ent­standen? Welche Fol­gen haben Abbrüche in Lern­ver­läufen, extremer Medi­enkon­sum, Bewe­gungs­man­gel, prob­lema­tis­che Ernährung, Ver­lust von Selb­stver­trauen und zunehmende Iso­la­tion?

Unsere Schü­lerin­nen und Schüler wer­den gemein­sam mit den Lehrkräften im näch­sten Schul­jahr weit­er vor der riesi­gen Her­aus­forderung ste­hen: Sie sollen ein­er­seits möglichst zur wie auch immer ausse­hen­den schulis­chen Nor­mal­ität zurück­kehren und zum anderen wieder ins schulis­che Umfeld hine­in­find­en. Die Schü­lerin­nen und Schüler sollen also ein­er­seits so gut wie möglich indi­vidu­ell gefördert wer­den, ander­er­seits aber ins­beson­dere auch ler­nen, gut zusam­men­zuar­beit­en – und das in ein­er Welt, in der es nicht mehr nur um Wis­sen geht, das in Zeit­en des Inter­nets schneller ver­füg­bar ist als zuvor, son­dern in der es darum geht, mit ver­füg­barem Wis­sen kreativ Prob­leme zu lösen. Das Coro­na-Aufhol­pro­gramm des Bun­des und der Län­der allein wird es nicht richt­en. Die Staat­sregierung muss die Schulen mit­tels ein­er Erhe­bung und anhand dies­bezüglich­er Erfahrun­gen europäis­ch­er Nach­bar­län­der wie Nieder­lande, Bel­gien und Schweiz bei geziel­ten Maß­nah­men unter­stützen.“