29. September 2021 — Luise Neuhaus-Wartenberg: Die Staatsregierung hat anderthalb Jahre lang nichts getan, um die Schulen sicherer zu machen

Luise Neuhaus-Warten­berg, Sprecherin der Links­frak­tion für Bil­dungspoli­tik, erk­lärt zum Coro­na-Bericht der Staat­sregierung:

„Wir müssen jet­zt im Zusam­men­hang mit der Pan­demie vor allem über die Schulen sprechen. Denn die jun­gen und ganz jun­gen Leute sind die einzige große Gruppe, die sich nicht impfen lassen kann. Die Staat­sregierung hat den­noch anderthalb Jahre lang so gut wie nichts getan, um die Schulen sicher­er zu machen. Bestes Beispiel sind die Luft­fil­ter: Erst Ende Okto­ber soll es endlich eine Förder­richtlin­ie geben. Die Leute empfind­en das als schlecht­en Scherz.

Es gab zwar Briefe an die Schulleitun­gen, in denen erk­lärt wird, dass keine Son­derze­ichen für eine geschlechterneu­trale Sprache mehr ver­wen­det wer­den sollen, aber wie genau das mit den Tes­tun­gen ablaufen soll, das wussten die Schulleitun­gen vor­ab eher nicht so. Aber alle sagen, die Schulen müssen offen­bleiben. Das ist auch richtig, aber diese Art der Pri­or­itätenset­zung und Kom­mu­nika­tion ist untauglich.

Nach den Coro­na-Schul­jahren wäre Nor­mal­ität falsch. Ich traue mich, bes­timmte Fra­gen offen auszus­prechen: Ist der ver­passte Lern­stoff tat­säch­lich wichtig und muss er aufge­holt wer­den? Welche Ler­nen­den-Grup­pen sind beson­ders betrof­fen? Im Rück­blick auf die let­zten Monate hat sich die all­ge­meine Mei­n­ung durchge­set­zt, dass der ver­passte Stoff möglichst nachge­holt wer­den sollte. Dabei tritt in den Hin­ter­grund, wie groß die Lern­lück­en bei welchen Kindern tat­säch­lich sind. Eines ist klar: Die größten Lern­lück­en wird es bei den­jeni­gen Kindern geben, deren Eltern wenig Geld haben. Und das sind viele. So wird auch der Effekt ver­stärkt, dass Bil­dungsar­mut von Gen­er­a­tion zu Gen­er­a­tion weit­ergegeben wird. Das müssen wir durch­brechen, indem wir betrof­fene Kinder und Jugendliche ziel­gerichtet fördern und unter­stützen.

Wir benöti­gen ein Schul­sys­tem, das die Schü­lerin­nen und Schüler für die Zukun­ft in 20 bis 50 Jahren vor­bere­it­et. Da sehe ich fünf große Baustellen. Wir brauchen erstens mehr Zutrauen in die Entschei­dungskom­pe­tenz der Lehrkräfte und zweit­ens mehr Freiraum für die Schulen. Let­zteres gilt, drit­tens, für die umfassende Dig­i­tal­isierung des Unter­richts. Wir müssen viertens ver­hin­dern, dass Schü­lerin­nen und Schüler in bes­timmten Lebenssi­t­u­a­tio­nen abge­hängt wer­den, weshalb das län­gere gemein­same Ler­nen zur Regel wer­den sollte. Das Bil­dungssys­tem muss fün­ftens ins­ge­samt flex­i­bler wer­den und Lern­stoffe so vor­bere­it­en, präsen­tieren und ver­mit­teln, dass sie auf ver­schiede­nen Wegen erlernt wer­den kön­nen.“