22. Juli 2021 — Luise Neuhaus-Wartenberg: Neue Schule braucht das Land – doch vor allem die CDU scheut sich vor der grundsätzlichen Debatte

Zur gestri­gen Debat­te über den Antrag der Links­frak­tion „Neue Schule braucht das Land – Per­spek­tiv­en für eine neue Schulkul­tur in Sach­sen!“ (Druck­sache 7/7005) sagt  die bil­dungspoli­tis­che Sprecherin Luise Neuhaus-Warten­berg:

„Wir wollen nicht länger nur über Per­son­al­stellen und dig­i­tale Endgeräte sprechen, wenn es um Bil­dung geht. Wir müssen drin­gend debat­tieren, was wie gel­ernt und gelehrt wird – denn die Schule von heute bere­it­et mit­nicht­en auf die Gesellschaft von mor­gen vor. Beson­ders die CDU hat gestern doku­men­tiert, dass sie darüber nicht sprechen möchte. Das zeugt nicht von Fortschrittswille!

Uns geht es um einen Ler­nansatz, der zum 21. Jahrhun­dert passt. Nicht ein­seit­ige Leis­tung­sori­en­tierung, son­dern das Kindeswohl gehört in den Vorder­grund. Es darf nicht darum gehen, möglichst schnell möglichst viel Wis­sen in die Köpfe zu pumpen, denn Schulen sind keine Bil­dungs-Mast-Betriebe. Es kommt vielmehr auf Moti­va­tion an, auf Neugi­er, Eigenini­tia­tive und Teamgeist. Der soge­nan­nte Nor­mal­be­trieb vor Coro­na muss Geschichte sein. Die Pan­demie hat die soziale Schieflage des Bil­dungssys­tems ver­schärft, weil sich die unter­schiedlichen Lerngeschwindigkeit­en unter den Bedin­gun­gen des Zuhause-Ler­nens gar nicht mehr aus­tari­eren ließen. Wir müssen einen mutigeren Weg gehen, der in der Pan­demie funk­tion­iert und erst recht danach. Der Exper­i­men­tiergeist, der aus der Coro­na-Not geboren wurde, lässt sich frucht­bar machen.

Die Schü­lerin­nen und Schüler sollen Lust aufs Ler­nen haben. Es ist deshalb falsch, den Fokus ein­seit­ig auf das Ein­trichtern von Fak­ten- und Detail-Wis­sen zu leg­en. Deshalb brauchen wir Rah­men­lehrpläne und keine bis ins Detail aufgeschlüs­sel­ten Fes­tle­gun­gen. Auswendig Gel­erntes und wieder aus­ge­spuck­tes Wis­sen hil­ft nichts, denn unsere Welt wirft kom­plexe und vielfältige Fra­gen auf. Wir wollen mündi­ge junge Men­schen, die Fragestel­lun­gen in Eigenini­tia­tive bear­beit­en kön­nen und ler­nen, selb­st über ihre Anliegen zu entschei­den. Dazu ist ein neuer Leis­tungs­be­griff nötig, der auch auf emo­tionale und soziale Kom­pe­tenz abstellt. Wir müssen fern­er endlich Dig­italkom­pe­tenz entwick­eln und soll­ten auch stärk­er auf außer­schulis­che Lern­for­men und ‑orte zurück­greifen.

Um Zukun­ft zu gestal­ten, müssen wir die Ver­gan­gen­heit ehrlich inter­pretieren. Dafür brauchen wir ver­lässliche Zahlen dazu, welche sozialen und psy­chis­chen Fol­gen die Coro­na-Pan­demie für die Kinder hat. Erste Stu­di­en lassen ver­muten, dass deren Aus­maß gewaltig ist. Wir müssen alle Anstren­gun­gen zu unternehmen, um die Defizite zu beheben, sie zumin­d­est abzu­mildern. Jede und jed­er muss die gle­ichen Chan­cen auf gute und bezahlbare Bil­dung haben.“