14. April 2021 — Luise Neuhaus-Wartenberg: Es geht nicht, dass wieder alle Schulen schließen, damit die Industrie weiterarbeiten kann

Luise Neuhaus-Warten­berg, Sprecherin der Links­frak­tion für Bil­dungspoli­tik, sagt zu den Debat­ten über ein Ein­greifen des Bun­des in Entschei­dun­gen der Län­der zu Schulschließun­gen:
„Wir wün­schen uns ein bun­desweit ein­heitlich­es Vorge­hen, das bis auf die kom­mu­nale Ebene nach dem Prinzip funk­tion­iert: Wenn X, dann unbe­d­ingt Y. Allerd­ings darf der Preis des­sel­ben nicht sein, dass Präsen­zun­ter­richt dort ent­fällt, wo er ermöglicht wer­den kön­nte. Auch Schulen spie­len eine Rolle im Infek­tion­s­geschehen. Anstelle pauschaler Schließun­gen wäre es aber eher im Sinne der Schü­lerin­nen und Schüler, wenn die Staat­sregierung den Infek­tion­ss­chutz verbesserte und sich darum bemühte, Aus­brüche an Schulen ver­lässlich lokal und schnell zu erken­nen und zu bekämpfen. Wir wis­sen, dass es nicht ver­mit­tel­bar ist, dass wieder alle Schulen geschlossen wer­den, damit die Indus­trie weit­er­ar­beit­en kann.
Das set­zt allerd­ings voraus, dass alle am Schul­be­trieb beteiligten Per­so­n­en min­destens dreimal pro Woche getestet wer­den. FFP2- oder medi­zinis­che Masken sollte von der Grund­schule an in allen Schu­larten kosten­los aus­gere­icht wer­den. Es soll­ten auch endlich mehr Busse rollen, um den Schülerverkehr zu entzer­ren, bis dahin, dass wir über gestaffel­ten Unter­richts­be­ginn entschei­den müssen. Luft­fil­ter gehören min­destens in diejeni­gen Klassen­räume, in denen Stoßlüften unmöglich ist, und das sind nicht wenige in Sach­sen. Nötig sind andere Ler­norte und kleinere Grup­pen, zum Beispiel auch betreut und unter­richtet von Lehramtsstudieren­den, die kurz vor dem Abschluss ste­hen, oder von Museumspädagog:innen, die freie Kapaz­itäten haben. Nötig sind fern­er kon­se­quente Hygien­eschutz­maß­nah­men bis hin zur Seife auf der Schul­toi­lette. Geht es um feste Grup­pen­mod­elle, müssen Schule und Hort zusam­men gedacht wer­den. Eltern, die ihre Kinder zuhause lassen kön­nen, soll­ten dies tun.
Per­spek­tivisch müssen wir darauf schauen, welche Fol­gen die Schulschließun­gen für jedes einzelne Schulkind hat­ten. Defizite soll­ten, soweit das möglich ist, aus­geglichen wer­den, um den Bil­dungser­folg unser­er Kinder zu sich­ern. Deshalb wer­den wir uns im Haushaltsver­fahren für Nach­hil­fe-Gutscheine ein­set­zen, von denen Kinder aus ärmeren Haushal­ten prof­i­tieren kön­nen.“