Diese Art der rasanten Öffnung der Kitas und Schulen ist unverantwortlich
„Minister Piwarz wirft die Abstandsregeln über Bord, wenn die Gruppen in Kindertageseinrichtungen und die Schulklassen unter sich bleiben. Es ist aber eine gefährliche Illusion, dass das der Fall sein wird, wenn wir bedenken, wie der Schulalltag funktioniert. Speiseräume, Toiletten und die Schulhöfe sind eben nicht strikt für einzelne Klassengruppen zu trennen. Außerdem sind Kinder mit Freunden am Start und logischerweise mit ihren Eltern, Großeltern und weiteren Personen im Kontakt. Ich bin skeptisch, ob das rasante Tempo der Wiedereröffnung den Anforderungen des Gesundheitsschutzes entspricht. Der muss aber an erster Stelle stehen, auch wenn ich volles Verständnis für die Überforderung habe, die viele Familien wegen der Heimbetreuung und ‑beschulung derzeit durchleiden müssen. Ich wünsche mir mehr Besonnenheit und Behutsamkeit. Die Staatsregierung handelt eben nicht besonnen und behutsam. Ich hoffe sehr, dass der Preis dafür nicht schneller steigende Infektionszahlen sein werden. Das kann aber schnell der Fall sein, schon wenn nur wenige Klassen oder Gruppen sich ‚unter sich’ zu Infektionsherden entwickeln.
Auch jetzt sehen wir wieder, wohin uns die CDU-Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte gebracht hat: Es gibt zu wenig Lehrpersonal, um die Lerngruppen zu verkleinern, und in den Schulgebäuden reicht es bei Beachtung der wissenschaftlichen Abstandsempfehlung nur für Frontalunterricht. Die Digitalisierung der Bildung steht nach Jahren immer noch am Anfang. Gruppen- und Projektarbeiten sind derzeit nicht vorstellbar. Ob dieses Konzept tatsächlich die Interessen aller ‚Betroffenen’ berücksichtigt und mit den Interessensvertretungen vernünftig durchdacht und diskutiert worden ist, bezweifle ich stark. Mit alledem können wir nicht zufrieden sein.“