Hier meine Rede zum Frauentag bei der Volkssolidarität in Eilenburg.
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
zunächst möchte ich mich für die Möglichkeit bedanken, ein paar begrüßende Worte an Sie, an Euch zu richten.
Nun, was ist zum Frauentag im Jahre 2019 zu sagen und vor allem, was ist zu feiern? Sicher denken wir da zuerst an einhundert Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Proklamiert am 12. November 1918 durch den Rat der Volksbeauftragten, saßen seit dem Februar 1919 die ersten 37 Frauen in der Weimarer Nationalversammlung. Neben 423 Männern. Nun ja.
Aber ein erster wesentlicher Schritt war getan. Aus diesem Kampf für das Frauenwahlrecht, und darüber hinaus für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, wurde, wie Ihr wisst, der Internationale Frauentag.
Ich wollte das Thema Frauenwahlrecht, also auch das Thema Frauen in Parlamenten, nicht nur des Jubiläums wegen hervorheben. Ich will auch immer wieder darauf hinweisen, dass Erfolge bei der Gleichstellung von Frau und Mann, und das gilt für Demokratie und gleiche Rechte für Alle überhaupt, nie errungen sind, sondern immer wieder aufs Neue errungen werden müssen. Denn schauen wir auf die Zusammensetzung des Deutschen Bundestages, dann zeigt sich, dass der Frauenanteil nach der Wahl 2017 erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik deutlich gesunken ist. Das hat auch etwas mit dem Erstarken des Rechtspopulismus zu tun, der nicht nur gegen alles vermeintlich Fremde hetzt, sondern auch ein stockreaktionäres Frauenbild vertritt. Hier gilt es für uns alle, dagegen zu halten. Und deshalb ist der Internationale Frauentag nicht nur ein Tag zum Feiern, sondern eben ein Frauenkampftag.
Nun hat der Brandenburgische Landtag, wie ihr wisst, ein „Paritätsgesetz“ beschlossen. Danach müssen die Parteien gemäß dem Motto „Die Hälfte der Macht für die Hälfte der Menschheit“ die Plätze ihrer Landesliste zur Hälfte zwischen Frauen und Männern aufteilen. Ich finde das grundsätzlich gut.
Es bleibt allerdings die Schwierigkeit, dass die Kandidatinnen und Kandidaten für die Direktmandate ja in den Wahlkreisen gewählt werden. Und wenn Parität eingehalten werden soll, dann müsste sie auch für die Wahl zu den Kommunalparlamenten gelten. Und da müssen wir ganz realistisch anerkennen, wie schwer es zuweilen ist, genügend Kandidaten und vor allem Kandidatinnen zu finden. Das stellt sich gerade in den ländlichen Regionen, auch hier in Nordsachsen als große Herausforderung dar. Übrigens sogar für die größte Stadt in Ostdeutschland. Die Partei DIE LINKE in Leipzig hat dort gerade 109 Kandidierende für den Stadtrat aufgestellt, davon aber eben nur 44 Frauen.
Das zeigt die Größe der Aufgabe. Aber wir haben die im Blick und werden wie die Löwinnen darum kämpfen, sie zu lösen, und zwar gemeinsam. Denn über das Ziel der Herstellung der Geschlechtergerechtigkeit besteht große Einigkeit. Wir bleiben da dran.
Lasst mich zu einem letzten Punkt kommen. Wir leben hier ja in Ostdeutschland. Warum sage ich das? Die Wiedervereinigung bedeutete ja gewissermaßen ein Aufeinanderprallen zweier ungleicher Rollenverständnisse von Mann und Frau.
Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie schreibt, wurde, ich zitiere: „nach der Wiedervereinigung erwartet, dass sich die ostdeutsche Frau, ähnlich wie das ostdeutsche Institutionengefüge, langsam an westdeutsche Normen und Geschlechterstereotype anpassen würde. Doch der sogenannte „Gleichstellungsvorsprung“ in Ostdeutschland blieb zumindest in den Köpfen der ostdeutschen Frauen erhalten.
Ich meine: Wir wollen diesen Vorsprung gar nicht behalten. Wir wollen, dass „die im Westen“ mitziehen. Aber es zeigt sich, dass wir im Osten allen Grund haben, mit ordentlich Selbstbewusstsein in die Kämpfe um soziale und Geschlechtergerechtigkeit zu gehen.
Und deshalb dürfen wir auch feiern und besonders uns feiern.
Ich danke Euch.