Bequemlichkeit reicht nicht – die Bedeutung des Tourismus muss gestärkt werden

Zur Fortschrei­bung der Touris­musstrate­gie in Sach­sen erk­lärt Luise Neuhaus-Warten­berg, Sprecherin der Links­frak­tion für Handw­erk, Mit­tel­stand und Touris­mus:

Die Zahlen bestäti­gen: Dem Touris­mus in Sach­sen geht es gut. Die Über­nach­tungszahlen steigen im gesamten Freis­taat stetig und über 180.000 Men­schen ver­di­enen ihren Leben­sun­ter­halt im Touris­mus. In den Debat­ten um die Fortschrei­bung der Touris­musstrate­gie mit dem Lan­des­touris­musver­band und der Staat­sregierung zeigt sich aber vor allem eines: Die über­mäßige, wenn auch begrün­dete Zufrieden­heit hemmt den Willen zur Weit­er­en­twick­lung. Der Fokus wird wieder einzig auf den Über­nach­tungs­touris­mus gelegt, was wed­er neu ist noch die Touris­muswirtschaft umfassend abbildet. Gerne leg­en auch wir nochmal die gle­iche Langspielplat­te auf.

Der Tages­touris­mus zum Beispiel mit Belan­tis, dem Sauri­er­park, den Ther­men und unzäh­li­gen weit­eren Des­ti­na­tio­nen spielt hier noch immer keine Rolle. Es kann doch nicht sein, dass man nicht wil­lens und in der Lage ist, abseits der Über­nach­tungszahlen Zahlen zum Touris­mus zu erheben. Wie wollen wir dann Zukun­ft beschreiben?

Um den Her­aus­forderun­gen im ländlichen Raum und den Struk­tur­wan­del infolge des Kohleausstiegs zu bewälti­gen, muss dem Touris­mus eine noch stärkere Bedeu­tung zukom­men. Er muss in allen Erhe­bun­gen als eigen­ständi­ger Wirtschaft­szweig gel­ten. Dafür müssen Rah­menbe­din­gun­gen geschaf­fen wer­den, die den Kom­munen und den Unternehmen einen besseren, unbürokratis­cheren Zugang zu För­der­mit­teln aller poli­tis­chen Ebe­nen erlauben.

Ein „sys­tem­a­tis­ches Investi­tion­s­man­age­ment für Hote­lan­sied­lun­gen und Touris­mus­pro­jek­te bei der Wirtschafts­förderung Sach­sen“ ist immer­hin eine Idee. Aber es bringt wed­er Gästen noch der örtlichen Bevölkerung etwas, wenn man zwar schön über­nacht­en kann, aber kein Restau­rant, keinen Imbiss, keine Kneipe mehr find­et. Es geht um Leben­squal­ität für alle.

Stark irri­tierend ist es, dass der Staatsmin­is­ter Dulig erst jet­zt auf „lan­desweit stärkere Koor­dinierung“ ver­schieden­er Ange­bote set­zen will. Meint man das wirk­lich ernst, muss der Tages­touris­mus endlich mit eige­nen Dat­en erfasst wer­den und den Betrieben ein besser­er Zugang zu allen Förderange­boten ermöglicht wer­den. Außer­dem muss die Förderung endlich branchenof­fen­er sein. Bei­de Stränge müssen gle­ich­berechtigt gedacht und gefördert wer­den.

Es ist ins­ge­samt nicht zu ver­ste­hen, warum diese Fortschrei­bung nach sieben Jahren immer noch wichti­gen Bedürfnis­sen hin­ter­her ren­nt, anstatt Lösun­gen für bekan­nte Fehlstellen aufzuzeigen. Nun ja, eigentlich ist alles wie immer!