fds — Akademie die Fünfte
Menschen sollen dort, wo sie leben, gern leben. Und sie sollen ihre Probleme gemeinsam dort lösen können, wo sie anfallen. Es spricht so viel für die kommunale, regionale und, solange Staaten bestehen, nationalstaatliche Selbstverwaltung. Vor Ort entscheiden die Lebensverhältnisse darüber, ob das Lebensgefühl ein gutes ist. Anderes, wie etwa ein Schienenverkehrsnetz für Personen und Güter und andere Infrastruktur, braucht eine Organisation mindestens auf nationalstaatlicher Ebene. Doch vieles, was grundsätzlich mit Lebensverhältnissen zu tun hat, ist, wenn die offenen Grenzen in Europa nicht geschlossen werden, aber sich weitere öffnen, und das sollen sie, sinnvoll im europäischen Rahmen zu regeln. Denn um dem Unterbietungswettbewerb um Sozialstandards Einhalt zu gebieten, braucht es gemeinsame starke Sozialversicherungen, eine Angleichung der Steuersysteme, vergleichbar hohe Einkommen und die Anerkennung von Bildungsabschlüssen. Und ganz offensichtlich ist, dass Probleme von Ökologie und Umwelt an Grenzen nicht halt machen. Hier muss weltweit zusammengearbeitet werden, aber Europa könnte ja schon mal los- und vorlegen. Und dann geht der Blick zurück zu den Regionen und Kommunen, denn die haben etwas davon. Mit einer europäischen Draufsicht wird es besser gelingen, denen, deren Brot etwas trockener ist, unter die Arme zu greifen. Nicht, und das ist wichtig für das Lebensgefühl überall, als paternalistische Fürsorge, sondern in Anerkennung unterschiedlicher geschichtlicher und kultureller Entwicklungen.
Das ist auch, nicht ganz nebenbei, wichtig für viele Menschen im Osten der Bundesrepublik. Sie haben eben, bei allen guten Seiten des Wiedereintritts in den Kapitalismus, auch erleben müssen, wie ein Land seine Industriebetriebe verlor, Infrastruktur durchaus neu hingebaut oder saniert, aber gerade in ländlichen Regionen auch verfallen gelassen wurde. Und sie haben nie wirkliche Anerkennung erfahren für das, was sie früher geleistet haben, und dafür, dass sie sich ihre Freiheit selbst erkämpft haben. Dafür sind ihre Einkommen bis heute deutlich geringer und ihre beruflichen und akademischen Aufstiegschancen schlechter.
Nun ja, es scheint, Vieles liegt im Argen, guckt man auf die politischen Entwicklungen in Europa, den Staaten und Regionen. Die EU hält sich an selbstgegebene Regeln von Humanität und Menschenrechten nicht, und ist uneins. Der Nationalismus feiert. Die große Mehrheit der Regierenden findet sich nur im Wollen und Wirken, sich vor Flucht und Migration abzuschotten. Und die Finanzmärkte zu beruhigen. Das sind keine guten Zeiten für Linke und linke Politik. Aber es ist eine gute Zeit, nicht aufzugeben.
Denn: Es gibt sie, die Menschen guten Herzens und Sinnes, die für ein gutes Leben für alle streiten und ihre eigene Freiheit und die anderer Menschen verteidigen. Nur: Wie kommen sie zusammen? Und was können wir dafür tun?
Es gab und gibt da so ein Projekt, das immer mal wieder für tot erklärt wurde; und dessen Aussichten auf Erfolg schonmal besser waren. Gemeint ist ein Links-Mitte-Bündnis beziehungsweise Rot-Rot-Grün, auch R2G genannt. Es geht darum, dem nationalen und irgendwie unangefochtenen marktradikalen Zeitgeist, der ein freiheitliches, demokratisches, lebenswertes Europa und liebenswürdige Regionen für alle verhindert, ein progressives, der einfachen Menschlichkeit verpflichtetes Projekt entgegenzustellen. Ein Möglichkeit ist, die Kräfte der Parteien, die dem Links-Mitte-Spektrum zugeordnet werden, zusammenzuführen. Dabei sollen sie nicht zusammenwachsen. Sie sollen weiter ihre spezifischen Milieus ansprechen. Gemeinsam können sie aber den größten gemeinsame Nenner finden. Noch sind sie ein Minderheit, aber das muss ja nicht so bleiben. Arbeiten wir dafür und für eine starke, solidarische LINKE!
Liebe Leute, liebe Genossinnen und Genossen, Ihr seid alle herzlich eingeladen. Kommt zahlreich und bringt statt der Hausschuhe Eure Ideen mit. Und vergesst nicht, es ist nicht „nur“ unser Akademie-Wochenende, sondern wir bestreiten am Nachmittag des 1. Dezember auch unsere Bundesmitgliederversammlung, auf der gewählt wird. Wir freuen uns wie Bolle auf Euch und melden uns kurz vorher noch mal.